Trotz der durchwachsenen Wetterprognose, die vor allem Regen versprach, haben wir uns auf den Weg nach Usedom an die Ostseeküste gemacht und es war eine großartige Entscheidung.
Wir hatten keinen festen Plan, was wir eigentlich machen wollten. Einfach mal abschalten, uns treiben lassen und die Zeit genießen waren unsere Hauptziele. Das Programm ergab sich einfach von selbst.
Am Freitag zog es uns nach Heringsdorf. An der Haltestelle ausgestiegen, führte uns die Orientierungslosigkeit zum Baumwipfelpfad. Eigentlich wollten wir an den Strand. Das Wetter war etwas bedeckt, aber es regnete nicht. Wir bezahlten unseren Eintritt, stiegen viele Stufen hinauf (ein Aufzug ist ebenfalls vorhanden) und schlenderten gemächlich den Pfad zum Turm entlang, bevor wir die 565 Meter über den Steg zur obersten Ebene gingen. An seiner höchsten Stelle hat der Turm 33 Meter und liegt 75 Meter über dem Meeresspiegel. Von diesem höchsten künstlichen Punkt der Insel hatten wir einen fantastischen Blick in alle vier Himmelsrichtungen, über das Meer und ins Hinterland.
Zurück auf dem Boden, fanden wir schließlich den richtigen Weg zur Seebrücke, wenn auch durch die Hintertür. Zu unserer Überraschung gerieten wir in das Usedomer Kleinkunstfestival und es war einfach großartig. Straßenkunst vom Feinsten erwartete uns. An sechs Standorten mehrere Shows im kurzen Takt und die Qual der Wahl sich zu entscheiden. Mit der letzten Bahn ging es dann zurück zu unserer Unterkunft.
Am Samstag entschieden wir uns für einen Abstecher nach Polen. Die Bahn brachte uns bis zur Endhaltestelle in Swinemünde. Durch die Stadt und ein paar Nebenstraßen sowie einen Park erreichten wir den Hafen, wo die Ausflugsschiffe starten. Leider waren wir die einzigen Interessenten für den Ausflug, der uns eigentlich interessiert hatte. Wir entschlossen uns daher für die Hafenrundfahrt. Genau in diesem Moment entschied sich das Wetter, in Dauerregen überzugehen. Auf dem Schiff konnten wir draußen und im Trockenen sitzen. So zogen der Hafen, Inseln und andere Boote an uns vorbei. In der Ferne konnten wir ein Seeadler-Pärchen ausmachen und in einem Bild festhalten.
Zurück am Anleger hatten sich inzwischen weitere Interessierte für den Ausflug zum Fort Gerhard eingefunden und wir konnten die Runde komplettieren und direkt wieder auf das Schiff. Nach der Fahrt durch den Hafen und einem kurzen Fußweg konnten wir die alte Festungsanlage mit Bunkern allein erkunden und uns in die eine oder andere dunkle und gruselige Ecke vortasten. Das Museum hält allerhand Militaria bereit und erklärt ausführlich die Geschichte und das Leben auf der Festung.
In direkter Nachbarschaft steht mit 68 Metern der höchste Leuchtturm der Ostsee. 318 Stufen führen zu einer Plattform mit 360°-Ausblick über den Hafen, die Stadt und die Ostsee.
Mit dem Schiff fuhren wir zurück zum Liegeplatz. Dort fanden wir ein schönes Café, um den neuerlich einsetzenden Regen gemütlich und mit leckerem Kuchen und Gebäck auszusitzen. Zu Fuß liefen wir dann am Wasser und zwei weiteren Festungsanlagen entlang zum Leuchtturm Mühlenbake, den wir schon vom Wasser aus bewundert hatten. Er ist ein ziemlich beliebtes Fotomotiv. Als wir abends die Bilder durchschauten, mussten wir feststellen, dass wir mehr als ein Bild von ihm gemacht hatten.
Am Strand mit den Füßen im Sand liefen wir bei mittlerweile fast sonnigem Wetter langsam zurück zum Bahnhof. Erst am Strand, dann auf dem Weg über die Dünen, dann auf der Promenade, die eine Zone für Radfahrer, eine Zone für Rollblader und eine für Fußgänger hatte, und zum Schluss auf der eigentlichen Promenade mit Restaurants, Musik und Unterhaltung.
Mit dem Zug fuhren wir nicht weit, denn das Kleinkunstfestival lockte uns mit einem abendlichen Konzert. Deutsch-französischer HipHop mit echt fettem Sound im sonst so gediegenen Seebad. Aber es riss die Leute förmlich von den Bänken und Stühlen. Den Namen der Band Passepartout kann man sich merken.
Zum Abschluss des Tages gab es eine Feuershow und zum 30-jährigen Jubiläum der Seebrücke ein eindrucksvolles Feuerwerk.
Der letzte Zug war am Ende des Feuerwerks schon lange weg und so ging es mit Mieträdern durch die dunkle Nacht zurück zur Unterkunft. Achtung: Für Mieträder, speziell für E-Bikes, muss es an der Abgabestelle auch freie Plätze geben. Dafür vor der Abfahrt in der App nachschauen.
Der Sonntag gehörte der Seeumrundung. Ausgesucht hatten wir uns den Schmollensee. Zwei Mühlen, eine davon mit Mühlenfest inklusive selbstgebackenem Brot, der größten Auswahl an Kuchen, die wir je gesehen haben, schöner Musik und verschiedenen Ständen und Mitmachangeboten luden zum Verweilen ein. Es war auch eine sehr abwechslungsreiche Wanderung durch den Wald, entlang von Wiesen und Weideland und durch die Usedomer Schweiz. Zu den heftigeren Regenschauern waren wir im Wald und haben so eher wenig abbekommen. Die regenfreie Zeit verbrachten wir beim Mühlenfest und außerhalb der Wälder. Hätten wir es bestellen können, wäre es genau so gewesen.
Der Abend klang oberhalb der Küste von Ückeritz auf der Terrasse mit Meerblick bei einem leckeren Abendessen und einem Spaziergang auf der Steilküste zum Bahnhof Stubbenfelde aus.
Am Montag war das Wetter ab Mittag sonnig. Uns zog es nach Koserow, wo wir die Steilküste auch von unten bei einem Strandspaziergang betrachten wollten. Ziel war die neue, architektonisch schön gestaltete und ganz anders aussehende Seebrücke von Koserow. Hier haben wir uns auch mit Fischbrötchen versorgt und mit Blick aufs Meer nette Unterhaltungen mit unseren Tischnachbarn geführt. Per Zufall trafen wir beim Warten auf unsere Bestellung eine Familie, die wir kannten, aber schon etliche Jahre nicht mehr gesehen hatten. Sie haben jetzt auch zwei größere Kinder – ach, wie die Zeit vergeht.
Oberhalb der Steilküste liefen wir die Strecke zurück, die wir vorher am Strand absolviert hatten.
Nächste Station war Zinnowitz. Hier waren wir schon so viele Male, aber selten zu Fuß. Vom Bahnhof aus liefen wir durch einen kleinen Park, den wir gar nicht kannten. Am Strand hatten wir dann wieder Glück und trafen alte Freunde, mit denen wir uns eine Weile unterhielten. Dann saß uns langsam die Zeit im Nacken, denn wir mussten den letzten Zug nach Berlin erwischen. Hier mal ein Kompliment an die Usedomer Bäderbahn. So pünktlich fahrende Züge kennen wir weder von der Deutschen Bahn noch von der BVG. Und so kam es dann auch, dass unser Regionalexpress, der über Gesundbrunnen und Hauptbahnhof nach Jüterbog fahren sollte, sein Ende in Bernau fand. Das wusste aber nur der Dienstplan des Bahnpersonals. Die Anzeigetafeln und die Bahn-App sahen den Zug weiterhin auf dem Weg nach Jüterbog. Zum Glück fuhr ab Bernau die S-Bahn und wir erreichten unser Zuhause mit nur 20 Minuten Verspätung.
Alle Bilder in meinem Fotostream:
06.06.2025: https://flic.kr/s/aHBqjChA2L
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